Samidoun Deutschland berichtet in diesem Vortrag über das Gefängnissystem der israelischen Besatzung und dessen Rolle bei der
Unterdrückung und Kolonisierung der Palästinenser*innen. Der Vortrag zeigt, wie Verhaftungen und Arreste ablaufen, mit welchen Methoden Verhöre durchgeführt werden und warum alle das Wort
Administrativhaft kennen sollten. Außerdem wird auf die Rolle der Militärgerichte, die Lage im Gefängnis, Haftbedingungen, Folter, medizinisches Versagen, Missbrauch, Studierende im Knast und
vieles mehr eingegangen.
Das Event fand im Kontext des internationalen Tages der politischen Gefangenen am 18. März statt Kampagne zur Freilassung der inhaftierten palästinensischen Studierenden: https://samidoun.net/2021/02/palestin...
Website Samidoun Palestinian Prisoner Solidarity Network: https://samidoun.net/
"Die Palästinenser*innen in Israel als marginalisierte Minderheit der israelischen Ethnokratie"
Dass Palästinenser*innen in verschiedene Rechtsregime aufgeteilt werden, ist bekannt. Neben den Palästinenser*innen unter der Besatzung in der Westbank und im Gazastreifen sind auch die
Palästinenser*innen innerhalb Israels Staatsgrenzen Ziel von systematischer Marginalisierung und Diskriminierung.
Palästinenser*innen innerhalb Israels sind mit ca. 20% der Gesamtbevölkerung die größte ethnische Minderheit. Sie besitzen einen israelischen Pass und sind die Nachfahren derjenigen
Palästinenser*innen, die bei der Nakba 1948 innerhalb der Staatsgrenzen verblieben. Bis 1966 standen die Verbliebenen unter israelischer Militärgesetzgebung, seitdem sind sie demselben zivilen
Rechtssystem untergeordnet wie auch jüdische Israelis. Mit einem Unterschied: Sie sind Bürger*innen zweiter Klasse.
Als Nichtjuden in einem Staat, der sich selbst als ein jüdischer Staat definiert, sind die in Israel lebenden Palästinenser*innen aufgrund ihrer arabischen und palästinensischen Identität
tagtäglichen Klassifizierungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Diese manifestieren sich unter anderem durch die Benachteiligung im israelischen Bildungssystem und staatlich vernachlässigten
Ausbau der Infrastruktur in Arabisch dominierten Regionen. Darüber hinaus kommt es regelmäßig zur Zerstörung der Dörfer von arabischen Beduinen in der Negev Wüste, welche Israel als
“nicht-anerkannt” labelled. Diesen Dörfern wird der Zugang zu grundlegenden Gütern wie z. B.: Wasserversorgung und Elektrizität verwehrt.
Aus einer anderen Perspektiven sind die Palästinenser*innen in Israel als einzige arabisch-hebräisch bilinguale Bevölkerungsgruppe zwischen Jordan und Mittelmeer ein mögliches Bindeglied bei der
Implementierung eines zukünftigen demokratischen Staates in Israel-Palästina, der allen seinen Bürger*innen die gleichen Rechte einräumt.
Am 22.01.2021 wollen wir in einem Vortrag von Prof. Dr. Ghaleb Natour, einem in Israel geborenen Palästinenser, der sich im Rahmen des Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina
e.V. mit der Thematik seit Jahren auseinandersetzt, die Geschichte und heutige Situation der Palästinenser*innen innerhalb Israels unter die Lupe nehmen.
Dies ist die Aufzeichnung unseres offenen Gesprächs über die Hetze gegen Palästinenser*innen und ihre Verbündeten in Deutschland vom
21.12.2020 (Beginnt kurz nach dem Beginn). Die Veranstaltung war eine Kooperation von Palästina Antikolonial und Palästina Spricht. Terrorist, Clanmitglied, Lügner, Antisemit. Die
Repräsentation von Palästinenser*innen in Deutschland ist eindeutig: sie sind Feinde der Gesellschaft, in der sie leben. Als homogene, unkontrollierbare und aggressive Gruppe werden
Palästinenser*innen in Deutschland tagtäglich, in der akademischen Diskussion, im politischen Diskurs, in Alltagssituationen wie z.B beim Jobinterview, Einkauf oder Bahnfahren mit ihren von
der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Superstruktur etablierten Stereotypen konfrontiert, sie werden rassifiziert und in der Folge diskriminiert. Wie lässt sich dieses Phänomen in seinen
verschiedenen Dimensionen theoretisch begreifen? Gibt es überhaupt den deutschen anti-palästinensischen Rassismus oder sind die Erfahrungen, die Palästinenser*innen in Deutschland täglich
erleben, Teil anders gelagerter Systemprozesse und Ideologieproduktionen? Diese Erfahrungen und geeignete Analysen der systematischen Diskriminierung der Palästinenser*innen und ihrer
Verbündeten in Deutschland werden diskutiert. Zwei Inpus kommen von Ramsis Kilani und Sindyan Qassem, die zu dem Thema forschen.
Mehr zum Thema:
Vortrag von Ramsis:
Qasem, S. (2020). "Little more than terrorists": Eine Reflexion über das Verhältnis von Islamismusprävention und Palästinadiskurs.
Jahrbuch für Islamophobieforschung, Vol. 11/2020. https://www.newacademicpress.at/gesam...